Das hätte ich mir bis vor ein paar Wochen nicht vorstellen können: Ich schreibe tatsächlich meinen eigenen Blog als Fotograf. Mit dem Umzug auf meine neue Homepage fiel mir auch immer wieder der Bereich „Blog“ ins Auge. Nach und nach freundete ich mich mit dem Gedanken an, euch über meine Arbeit als Hochzeitsfotograf auf dem Laufenden zu halten. Mit diesem ersten Blogartikel möchte ich euch einen der interessantesten Bereiche näherbringen: Die Technik hinter den Fotos.
Für mich als Technik-Freak war es schon immer ein spannendes Thema, aber auch auf diversen Hochzeiten habe ich gemerkt, dass die Frage nach der Ausrüstung eines professionellen Fotografen immer wieder aufkam. Welche Kamera nutzt du? Das ist bestimmt ganz schön teuer, so ein Profi-Equipment? Kannst du mir eine Kamera empfehlen? Diese und noch viele weitere Fragen höre ich häufig.
Ganz im Vordergrund des „Gears“ steht natürlich die Kamera. Sie ist das Arbeitsgerät eines Fotografen schlechthin. Dabei werden an eine moderne Fotokamera sehr hohe Ansprüche gestellt. Trauungen finden oft in schummrigen Kirchen oder ebenso dunklen Standesämtern statt. Das Gerät der Wahl muss also auch bei hohen Lichtempfindlichkeiten (ISO-Werten) scharfe und detailreiche Bilder aufnehmen können. Dazu kommt vor allem ein treffsicherer und schneller Autofokus, wobei unter extremen Lichtbedingungen auch mit der besten Kamera der Weg am manuellen Fokus z.T. nicht vorbeiführt, wenn man nicht den einen Moment verpassen will. Aber es gibt natürlich noch mehr Anforderungen, die eine Kamera im professionellen Einsatz auf Hochzeiten oder anderen Events erfüllen muss. So müssen die wichtigsten Einstellungen schnell und unkompliziert aufrufbar und veränderbar sein. Wertige Drehknöpfe und Buttons sind hier ebenfalls sehr hilfreich. Auch wenn es mal regnet, muss die Technik natürlich funktionieren, weshalb ein Wetterschutz unabdingbar ist. Ein ebenfalls nicht zu unterschätzender Bereich ist die Zuverlässigkeit sowie die Sicherheit der aufgenommenen Fotos. Daher ist ein zweiter SD-Karten-Slot schon fast Standard, um beim möglichen Ausfall einer Speicherkarte das Backup auf der zweiten Karte zu haben.
Neben der Kamera – oder fast noch wichtiger als diese – sind qualitativ hochwertige und vor allem lichtstarke Objektive. Lichtstark bedeutet, dass durch die Öffnung des Objektivs möglichst viel Licht eintreten kann (große Blende), wodurch die Kamera ein besseres Foto machen kann (stark vereinfacht ausgedrückt, wobei die Regel eigentlich fast immer gilt: Viel Licht ist gut, mehr Licht ist besser). Qualitativ hochwertig meint dabei, dass die Objektive scharf abbilden und dabei möglichst keine sogenannten Verzeichnungen aufweisen, also unerwünschte Verzerrungen des aufgenommenen Motivs. Diese beiden Erfordernisse sprechen an sich schon dafür, dass ein Profi-Objektiv eher teuer als günstiger ist. Hinzu kommt, dass viele Hochzeitsfotografen außerdem ein gewisses Maß an Flexibilität wünschen, was durch ein Zoom-Objektiv (z.B. klassisch das 24-70/2.8) besser abgedeckt wird als durch eine Festbrennweite (z.B. 35mm oder 50mm). Wobei ich Festbrennweiten ebenfalls für eine sehr sinnvolle Möglichkeit halte, auf Hochzeiten zu fotografieren.
Außer der Kamera-Objektiv-Kombination gibt es natürlich noch weitere technische Helferlein, die zur umfangreichen Ausstattung an einem Hochzeitstag gehören. Schon angesprochen wurden weiter oben kurz die Speicherkarten. Hierfür sind ausreichend Karten in passender Größe nötig, da mit sehr großen Datenmengen gearbeitet wird. Ein einziges Foto benötigt auf der Speicherkarte je nach Kamera zwischen 20 und 40 Megabyte, teilweise sogar noch mehr. Warum? Die meisten Profi-Fotografen (also alle, die ich kenne) nehmen ihre Events im RAW-Format auf. Nie gehört? Am einfachsten kann man das mit dem Negativ aus der Zeit der analogen Fotografie vergleichen. Raw steht dabei für Rohdaten, das heißt, alle Informationen, welche die Kamera aufnimmt, werden gespeichert. Dies ermöglicht in der Nachbearbeitung wesentlich mehr Möglichkeiten und sorgt für bessere Ergebnisse im finalen Foto. Aber – langer Rede kurzer Sinn – diese große Datenmenge macht natürlich auch viel Speicherplatz nötig. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei Speicherkarten betrifft die Zuverlässigkeit. Auch wenn ein zweiter Steckplatz vorhanden ist, bestenfalls fällt einfach nie eine Karte aus.
Weiter oben war bereits die Rede von quasi chronischem Lichtmangel bei der Hochzeitsfotografie. Mit der passenden Technik kann hier zwar gegengesteuert werden, aber auch hier gibt es irgendwann den Moment, in dem man notfalls eben doch den Blitz nutzen muss. Warum „muss“? Die eindeutig natürlicheren Ergebnisse lassen sich in den allermeisten Fällen mit dem „Available Light“, also dem natürlich vorhandenen Licht, erreichen. Aber zum Beispiel beim Hochzeitstanz im fast stockdunklen Saal führt eben doch kein Weg am Blitz vorbei. Hier ist es wichtig, möglichst flexibel zu sein und genügend Reserven bei der Blitzleistung zu haben, um auch bei fast vollständiger Dunkelheit noch ordentliche Bilder machen zu können.
Hinzu kommen selbstverständlich noch Akkus, Reinigungs-Kits, Stative, Tragegurte, ... Dies jetzt auch noch im Detail zu klären, würde aber den Rahmen des Blogbeitrags vollends sprengen. Daher kommen wir nun zu einem ebenfalls wichtigen Punkt – der jedoch dann eher „im Verborgenen“ stattfindet.
Nach der Hochzeit kommt die eigentliche Arbeit. Na gut, die Tätigkeit on Location am Tag der Trauung macht natürlich mehr Spaß, aber auch das anschließende Sichten, Sortieren und Entwickeln (Bearbeiten) der Bilder gehört nun mal zur Arbeit als professioneller Hochzeitsfotograf. Und auch hier spielt die technische Ausstattung eine nicht unwesentliche Rolle. Grundlage der Arbeit zu Hause ist der Computer, welcher bestenfalls auf die Bildbearbeitung hin optimiert zusammengestellt ist. Das heißt vor allem eins: Leistung, Leistung, Leistung. Aber neben dem PC ist auch die zweite Komponente am heimischen Arbeitsplatz des Fotografen sehr entscheidend. Der Monitor als Ausgabemedium muss die Bilder so ausgeben, dass sie am Ende keinesfalls einen Farbstich aufweisen oder zu hell oder dunkel dargestellt werden. Hierfür können professionelle Bildschirme auch mithilfe eines Colorimeters (z.B. dem Datacolor Spyder) kalibriert werden. Durch diese Kalibrierung erreicht man, dass der Monitor die Farben genauso darstellt, wie sie zum Beispiel später auch gedruckt werden.
Bei der Arbeit am Computer ebenfalls von entscheidender Bedeutung ist die Software. Hier wird insbesondere für die großen Bilder- und Datenmengen einer Hochzeit (je nach Dauer bis zu 3.000 Fotos und mehr) eine leistungsfähige Software zur Bildverwaltung benötigt. Auswählen, Sammlungen erstellen, Bewertungen vergeben, Farbmarkierungen und vieles mehr helfen dabei, den Überblick nicht zu verlieren und immer die besten Fotos herauszufiltern. Auch die grundlegende Bearbeitung kann in den meisten Fällen in diesem Programm erledigt werden. Darüber hinaus ist ein modernes Bildbearbeitungsprogramm Pflicht, vor allem, wenn auch aufwändigere Retusche-Arbeiten erledigt werden sollen. Im nächsten Schritt werden die Fotos häufig dem Brautpaar zur Voransicht oder Auswahl zugeschickt. Auch hierfür wird eine passende Software benötigt.
Mein Equipment
Welche Technik nutze ich denn nun eigentlich? Für mich hat sich, bedingt durch die Auswahl der Kameramarke zu Beginn meiner Zeit als Hobbyist, Sony als die Kameramarke der Wahl ergeben. Wobei sich hier die einzelnen Wettbewerber heutzutage kaum noch wirklich unterscheiden, was die Bildqualität angeht. Da kommt es mehr auf die persönlichen Präferenzen an. Daher nutze ich on Location folgende Ausstattung:
Kameras
Sony A7iii
Mit ihren zwei Speicherkartenslots ist die spiegellose Vollformatkamera quasi die „eierlegende Wollmilchsau“ und bei mir stets die Hauptkamera bei eurer Hochzeit.
Sony Alpha 6300
Als Zweitkamera kommt die noch handlichere APS-C-Kamera zum Einsatz.
Sony Alpha 6000
Inzwischen ist schon ein bisschen Nostalgie dabei, aber auch meine erste Kamera kommt als Backup immer noch mit zur Hochzeit – musste aber (zum Glück) bisher immer im Auto bleiben.
Objektive
Tamron 28-75/2.8
Das Vollformat-Zoomobjektiv ist angelehnt an die klassische Zoom-Brennweite von 24-70, aber etwas mehr in Richtung des Tele-Bereichs. Dies kommt mir, in Verbindung mit dem geringen Gewicht und den kleinen Maßen sowie der dennoch herausragenden Bildqualität, sehr entgegen bei meiner Arbeitsweise.
Sigma 24/1.4
Das Sigma als besonders lichtstarkes Weitwinkelobjektiv kommt vor allem in sehr dunklen Standesämtern oder eher kleinen Standesämtern zum Einsatz. Mit seiner herausragenden Bildqualität lässt es keine Wünsche offen.
Sigma 30/1.4 (APS-C)
Das kleine Sigma nutze ich gerne an der Alpha 6300, wenn ich mal ganz unscheinbar unterwegs sein will und mich unter die Gäste mische. Möglichst unauffällig gelingen mir dabei oft wunderbar authentische Schnappschüsse.
Sony 50/1.8
Die klassische „Normalbrennweite“ darf natürlich nicht fehlen. Beim Paarshooting oder auch mal während der Trauung kommt sie sowohl auf der Haupt- als auch der Zweitkamera zum Einsatz.
Sony 85/1.8
Für euer Paarshooting darf das 85er von Sony auf der A7iii montiert knackscharfe Portraits machen – ich liebe das Objektiv einfach. Während der Trauung nutze ich es gerne mit seiner langen Brennweite, um von euch oder euren Gästen unbemerkt Portraitaufnahmen zu machen. Einfach ein Garant für hochwertige Fotos!
PC/Monitor
Ich nutze einen Tower-PC, zusammengestellt von Peter Reinhart (Reinhart-tec, Großrinderfeld) mit einem modernen i7-Prozessor, schneller Grafikkarte und 32GB RAM. Dazu arbeitet darin eine m2-SSD. Als Monitor nutze ich einen Dell U2717D mit 100% sRGB-Abdeckung. Ein zweiter von der Sorte ist in Planung, da mein alter Zweit-Bildschirm kürzlich den Geist aufgegeben hat…
Software
Ich arbeite fast schon klassisch mit der Creative Cloud von Adobe. Die Bildverwaltung übernimmt also Lightroom, während aufwändige Retuschen mit Photoshop erledigt werden. Zur Bilderauswahl durch euch nutze ich aktuell noch PicDrop, finde aber auch Pictrs sehr interessant und werde hier evtl. bald umsteigen.
Was ist mir darüber hinaus noch wichtig?
Neben all den technischen Daten, Zahlen und Tabellen, die man nach den obigen Zeilen vermutlich vor seinem geistigen Auge hat, spielen noch andere, weniger „messbare“ Dinge eine große Rolle. So ist vor allem das Handling ein nicht zu unterschätzender Punkt auf der langen Liste der Dinge, die man beim Kauf einer Kamera bedenken sollte. Liegt mir die Kamera gut in der Hand? Komme ich mit dem Menü und den Einstellungen zurecht? Wichtig ist im Endeffekt, dass ich die Kamera und ihre wichtigsten Funktionen blind beherrsche, denn im Eifer des Gefechts bei einer Hochzeit bleibt keine Zeit, eine Einstellung lange zu suchen. Bis dahin ist der Moment verflogen.
Auch ein weiterer Punkt ist mir sehr wichtig, genannt zu werden. Technik allein reicht nicht! Sie ist ein Mittel zum Zweck, also zum Aufnehmen atemberaubender Hochzeitsfotos. Sie unterstützt den Profi bei seiner Arbeit. Aber sie macht nicht automatisch gute Fotos. Ich mag hierzu folgendes kurzes Zitat von Helmut Newton sehr gerne:
Küchenchef in einem Restaurant: "Ihre Fotos gefallen mir - Sie haben bestimmt eine gute Kamera."
Helmut Newton (nach dem Essen): "Das Essen war vorzüglich - Sie haben bestimmt gute Töpfe."
Fazit
Erstmal: Wow, krass, wie lange der Text geworden ist. War gar nicht meine Absicht, so viel zu schreiben, aber irgendwie sprudelte es so aus mir heraus. Ich hoffe, euch bringt der Beitrag auch was und euch einen Einblick in meine Ausrüstung als Fotograf bei Hochzeiten oder anderen Events.
Insgesamt ist denke ich wichtig, dass die Technik selbstverständlich eine wichtige Rolle spielt, um nicht nur gute, sondern herausragende Hochzeitsfotos zu machen. Aber noch wichtiger ist das Auge für das Motiv, für die Situation und für den Moment. Ohne diesen „fotografischen Blick“ bringt auch die teuerste Kamera kaum etwas.
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